Willkommen!

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Dies ist mein Blog auf dem ich von nun an von meinen Erfahrungen aus Vietnam berichte. Enjoy!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

 Lagebericht
Da ich lange nichts mehr von mir hab hören lassen, hier ein kurzer Bericht der Lage!

Wetter ist in Ordnung. Winter halt. Bin momentan allein im Nationalpark; Marco unterrichtet diese Woche in Bach Long (siehe Eintrag vom 02.12.) nächstes Mal bin ich wieder dran. Die Gastamilie möchte nicht mehr als eine Personen gleichzeitig aufnehmen, verständlicherweise. Ich habe momentan im Nationalpark recht wenig zu tun. Lese viel. Und trinke viel Tee.

Habe neue Samba aus Deutschland bekommen, sodass ich endlich wieder Fußball spielen kann, ohne dass meine Zehen aus diversen Löchern austreten. Schuhe in meiner Größe habe ich auch in Hanoi nicht gefunden.

Vorletztes Wochenende habe ich eine (gebrauchte) E-Gitarre in Hanoi gekauft. Wieder zurück im Nationalpark sind prompt 2 Saiten gerissen. Hatte dem Verkäufer noch gesagt, dass ich noch neue Saiten bräuchte, hat er bestritten. Werde aber über Weihnachten wieder nach Hanoi, und dann neue Saiten kaufen, um endlich Rockstar zu werden.

Ansonsten das Übliche. Unterrichten, Fußball, Karaokebars, und viel Reis.

 Pù Mát 



Vorige Woche hingegen haben Marco und ich, gemeisam mit unserem Parkdirektor (und einem Fahrer), der wichtigsten Nationalpark-Konferenz des Jahres beigewohnt. Nach zehn-stündiger Autofahrt haben wir 2 Nächte im Pù Mát Nationalpark verbracht, in dem sich die Direktoren aller Nationalparks Vietnams getroffen haben. Gefördert und gesponsert wurde das Treffen vom GIZ, sodass auch eine Deutsche Vertreterin anwesend war.




Wieder einmal hat sich bewiesen, dass Konferenzen in Vietnam prinzipiell langweilig sind (meine Vierte inzwischen). Nach zwei Stunden Rumgehocke haben Marco und ich das Weite gesucht. Unser Fahrer hat es uns gleich getan. Gemeinsam sind wir durch den Nationalpark gecruist, haben dabei einen tollen Wasserfall entdeckt, sowie ein ursprüngliches Dorf, die Häuser gebaut auf Stelzen.




Zurück auf dem Parkgelände sind Marco und ich noch einige Zeit herumgeschlendert, und sind dem Mysterium der verschwundenen Klos auf die Spur gegangen, siehe Bilderreihe:

Herrenklo
Leer.

Damenklo
Auch leer!



....


Und ca 500m weiter dann das!



Nach sechs Stunden (!) war die Konferenz dann auch zu Ende. Daraufhin wurde der Abschluss der Zusammenkunft gefeiert. Daran haben wir natürlich wieder bereitwillig teilgenommen. Nach einem Festmahl mit edelem Vodka (kein abartiger Reis-Wein!) wurde jeder Nationalpark durch eine Bühnen-Darbietung vertreten. Da weder Marco noch meine Wenigkeit einen Song auswendig konnten (außer "Ich geh´mit meiner Laterne", das in den meisten Karaokebars angeboten wird), geschweige denn bühnentauglich vortragen könnten, hat sich unser Direktor schnell bereit erklärt zu singen.




 Ob es an dem ganzen Alkohol lag den er bereits intus hatte (denn er erfreut sich bei vielen Parkdirektoren großer Beliebtheit, wurde folglich oft zum Trinken eingeladen) oder an seinem lustigen Charakter, jedenfalls war seine Performance fernsehreif. Er hat den gewieften Schachzug getätigt, die Moderatorin der Show auf die Bühne zu bitten um mit ihr gemeinsam einen Song zu singen, demzufolge hatte er das Publikum auf seiner Seite und er selber musste nur ein halbes Lied singen, wie raffiniert!





Anschließend habe ich ein weiteres vietnamesisches Trinkritual kennengelernt (das hier). Große, mit Reis und Kräutern befüllte Kannen wurden mit einem starken, süßlichen, alkoholischen Getränk bis zum Rand gefüllt. Anschließend wurde mit mehreren Leuten durch Bambusstrohhalme daraus getrunken, während konstant weiterer Alkohol dazugeschüttet wurde. Ziel dabei ist, dass die Kanne nicht überläuft, bis alles reingegossen wurde.

Ziemlich abgefüllt, wurde dann klischeehaft ums Lagerfeuer getanzt.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Hochzeit 2.0
Ich habe heute und gestern einer weiteren vietnamesischen Hochzeit beigewohnt. Ich fand es schon fast erschreckend wie deckungsgleich der Verlauf, aber auch die restliche Gestaltung, zu der ersten Hochzeit war. Schnell zusammengefasst: Am Samstag wurde im Haus des Bräutigams gefeiert und am Sonntag die Braut von ihrem Haus gemeinschaftlich abgeholt, um dann im Haus des Bräutigams die Eheschließung einzugehen; zwischendurch viel hin her, viel Essen, viel Karaoke. Der Unterschied war die Tatsache dass Marco und ich einer Delegation von sieben "Trauzeugen" angehörten, und am Samstag nachmittag (vor der Party) die ehrenwerte Aufgabe hatten die Geschenke an die Braut und ihre sieben "Trauzeugen" zu überreichen. Das war eine sehr zeremonielle Geste und ich fands interessant das mal mitzuerleben.

Ein weiterer (sehr entscheidender) Unterschied war außerdem die Tatsache, dass Marco und ich am Samstag abend an einem abgelegenen Tisch saßen, wo kaum getrunken wurde; generell kam diesmal kaum Stimmung auf und ich weiß nicht ob das mit dem wenigen Alkohol zu tun hat der getrunken wurde.

 Umso mehr wurde dann aber beim heutigen Festessen und danach getrunken...ab 10 Uhr morgens! Ich versteh die vietnamesischen Trinkgewohnheiten nicht.


So, hier die Bilder:


Delegation mit Bräutigam vor den Geschenken, mit denen wir zum Haus der
Braut gefahren sind.
Dort wurden dann die Geschenke den Damen überreicht. Während der
Übergabe hat man außerdem "heimlich" Umschläge ausgetauscht, und wenn
 in beiden gleich viel Geld drin war, dann war das ein gutes Zeichen oder so ;)

Das Traditionelle Gewand heißt Ao Dai.


Abends, zusammen mit Braut und Bräutigam.

Und die Band, die am nächsten Tag für Karaokeunterstützung
gesorgt hat.

Akt der Vermählung.

Gemeinsam mit der Fußballmanschaft "FC Co Thia", was soviel
heißt wie FC Schwarzgesichtslöffler (Logo des Nationalparks)
Und Geschenkübergabe im Namen von eben diesem.

Freitag, 2. Dezember 2011

Winterankunft
Heute war einfach nur perfektes Wetter. Nachdem sich in den letzten Tagen der vietnamesische Winter mit monsunartigen Regenfällen und ungemütlichen Winden angemeldet hat, war heute plötzlich ein Tag Pause. Die Sonne schien als hätte sie vom Wintereinzug nichts mitbekommen, die Wolken hatten sich verzogen, und was blieb war eine herrlich klare, kühle Luft. Da kommt spätestens beim Fußballspiel gute Laune auf und lässt einen alle Sorgen vergessen.


Noch bis vor wenigen Tagen hingegen war die Luft erfüllt von dickem Rauch und einem beißenden Geruch, ausgelöst durch die allgegenwärtig schwelenden Heuhaufen, Überbleibsel der Reisernte. Die Reisernte war sehr plötzlich gekommen, und bereits nach wenigen Tagen wieder beendet. Nach Wiederankunft im Nationalpark (vom Teafestival) waren plötzlich gigantische Felder vollkommen abgemäht, und an den Straßen stapelten sich riesige Berge von Reisähren.

Diese wurde dann mit großen Gerätschaften bearbeitet, um den Reis von dem Rest zu trennen. Diese Arbeit konnte dann schon mal für eine Weile die Straße blockieren. Dann musste man halt mal eine Pause einlegen, und warten bis die Arbeit fertig war...



  Anschließend wurde das Stroh auf den Feldern verbrannt. Was blieb war die äußerst schlechte Luft. Die Sonne schien schon wesentlich eher unterzugehen, da der Horizont durch die dichte Rauchdecke um ein gutes Stück nach oben verschoben zu sein schien, was die Stimmung (zumindest bei mir) drückte. 

Insofern war der plötzlich einsetzende, alles überflutende Regen, eine willkommene Ablösung.

Wie gesagt, heute hat es dann aufgehört zu regnen und die Luft ist einfach nur toll. Bei gefühlten 12 Grad werden nun überall die Winterklamotten herausgekramt, und sich bereits dick eingepackt; sollte der Winter hier so bleiben wäre ich damit sehr zufrieden.


Lehrerdasein
Die letzten drei Wochen habe ich größtenteils mit Unterrichten in Bach Long (siehe Blogeintrag vom 31.10) verbracht. Ich bin jede dieser drei Wochen ungefähr fünf Tage in Bach Long geblieben, wobei beim letzten Mal auch Marco mitgekommen ist, sodass wir uns in Zukunft auch mal abwechseln können. Am Wochenende bin ich jeweils in den Nationalpark zurückgekehrt, so auch heute. Nach Bach Long bin ich ursprünglich gekommen um dort zwei verschiedene 10. Klassen (jeweils im Schnitt ca 20 Schüler) zu unterrichten. Da dieser Unterricht jedoch nur an manchen Tagen stattfinden kann, hat sich schnell ein täglicher "Nachhilfeunterricht" etabliert, der jeden Abend im Haus der Gastfamilie stattfindet, in dem ich untergebracht bin. An diesem Unterricht haben beim ersten Mal 5 Schüler teilgenommen, aber schon innerhalb weniger Tage wurden es immer mehr, sodass im Dachgeschoss eine Art Mini-Klassenraum mit einer Tafel eingerichtet worden ist, in dem ich jeden Abend von 5 bis 7 Uhr unterrichte (vorausgesetzt ich befinde mich in Bach Long).
Überrascht war ich als an einem dieser Abende 25(!) Schüler kamen, die sich dann alle in diesen winzigen Raum quetschen mussten. Die Ironie dabei war, dass am selben Tag zu dem eigentlichen Unterricht am vormittag nur knapp über 10 Leute kamen.
Dass mal mehr und mal weniger Schüler kommen, ist eins meiner Hauptprobleme einen effektiven Englischunterricht zu gestalten. Diese Tatsache, dass immer andere Schüler anwesend sind, macht es sehr schwierig eine ganze Unterrichtseinheit zu planen, bei der auf vorige Stunden aufgebaut werden kann. (Gleiches gilt übrigens auch für den Unterricht mit dem Staff.) Außerdem kommen Schüler ganz verschiedenen Alters: von Klasse 7 bis Klasse 12 ist alles dabei. Ein weiteres Problem ist die Sprech- und Schreibfaulheit der Schüler. Da sie zumindest am Abendunterricht freiwillig teilnehmen, ist die Bereitschaft sich selbst zu betätigen eher gering, und erwarten stattdessen durch 2 Stunden Frontalunterricht Englisch beigebracht zu bekommen, was natürlich unrealistisch ist.
Trotz allem bin ich optimistisch, zumindest in gewissem Maße weiterhelfen zu können. Im Mittel kommen so circa 10-15 Schüler, wobei zwei davon ja meine Gastgeschwister sind und es gibt einen festen Kern von Schülern die fast jedes Mal kommen und motiviert sind, worauf man gut aufbauen kann.

Ein paar Schüler haben mir an einem gewissen vietnamesischen Feiertag auch eine besondere Freude bereitet. Sie haben mir Kuchen gebacken und alle möglichen Snacks, sowie einen Plastikblumenstrauß und eine Dankeskarte mitgebracht. Aus den gebackenen Kuchenstückchen, die alle einen Buchstaben darstellten, sollte ich sinnvolle Wörter bilden. Nach einigem Knobeln bin ich auch darauf gekommen: "Happy Teachers Day!" Ein echt netter Feiertag, wie ich finde. Zumindest sobald man selber Lehrer ist. Den restlichen Unterricht haben wir dann mit so lustigen Spielen wie blinde Kuh verbracht, zu dem ich mich dann auch hab breitsschlagen lassen, und haben Karten gespielt, was mir dann eher entsprach.

Montag, 14. November 2011

Teafestival
Entspannter Donnerstagabend
am Westlake mit Meo
Das Chaos in Hanoi erschlägt mich bei jedem Besuch von neuem. Die absolute Unordnung und das ständige Gehupe in einem nebligen Meer aus Mopeds geht bereits nach kurzer Zeit auf den Nerv, vor allem wenn man an die ländliche Ruhe eines Nationalparks gewöhnt ist. An diesem Wochenende sollten Marco und ich jedoch nicht lange in Hanoi verweilen; nach nur einer Übernachtung und einem entspannten Abend am Westlake fernab vom Verkehrsgewimmel, ging es am Freitag in das zwei weitere Busstunden entfernte Thai Nguyen. Zusammen mit einer Gruppe von über 50 anderen internationalen Freiwilligen, davon auch einige von unserer Organisation SJ Vietnam, sind wir zum "First International Tea Festival" in Thai Nguyen eingeladen worden. Was mich erwarten würde wusste ich nicht; dafür war mir die Email mit den Beschreibungen einfach zu lang. Das Stichwort "accomodation will be provided" reichte aus.



Ho Chi Minh darf bei einer solchen Konferenz nie fehlen.
Angekommen in Thai Nguyen, hat unsere internationale Delegation zunächst einmal an einer Konferenz teilgenommen, bei der das Fest scheinbar formell eröffnet wurde (die Eröffnungsfeier sollte erst am nächsten Tag folgen), bei der viele lange Reden, von wichtig klingenden Leuten gehalten wurden. Dabei wurde der banale und langweilige Inhalt sehr träge Wort für Wort von einem Dolmetscher übersetzt, der sich augenscheinlich schwer damit tat, was aber gleichzeitig der einzig amüsante Lichtblick war. Die Konferenz war ansonsten sehr lang und sehr langweilig. Nichtsdestotrozt kam allein durch die Tatsache, dass wir alle an der Konferenz teilnehmen sollten, der Eindruck auf, dass unsere Delegation ziemlich wichtig für die Leute vom Teafestival sei, wieso auch immer.
Anschließend habe ich mit Marco unser Zimmer bezogen; das Hotel war zwar eher Mittelmaß, aber mit unserem Zimmer hatten wir einen Glückstreffer gelandet; während andere über Ameisen und Kakerlaken klagten, konnten wir uns über ein sauberes Zimmer mit King-Size Bett, Sitzecke mit Teeservice, LCD-Fernseher und einem schönen Bad mit heißer Dusche freuen. Wir hatten das "VIP-Zimmer" erwischt. Dieses stellte für die nächsten zwei Nächte eine nette Abwechslung zu unserer Bleibe im Nationalpark dar.

Nachdem die Zimmer bezogen worden waren, haben sich alle Freiwilligen in einem anderen Hotel zum Essen getroffen. Bei dem Essen handelte sich (nicht zum letzten Mal an dem Wochenende) um ein wahres Bankett mit allerlei Köstlichkeiten; und da ja für alles bezahlt wurde, gabs auch ein Bier nach dem anderen.

Gut gesättigt und leicht beschwipst gings danach zu dem Teafestivalgelände.
 Dieses war aufgebaut wie eine Art Volksfest, unterteilt in drei Bereiche: dem Foodmarket an dem es diverse Delikatessen gab, dem Cultural Market mit verschiedenen Ausstellungen und einem Minoritäten-Museum, sowie einem dritten Markt mit vielen verschiedenen Ständen (an vielen konnte man Tee trinken), einer Bühne für Shows, und sonstiger Belustigung. Den Abend haben wir dann in kleinen Grüppchen in eben diesem dritten Bereich verbracht, sind dort durch die Menschenmassen zwischen den engen Buden umher geschlendert, haben hier und da Tee getrunken, und die Shows angeschaut.


Größenunterschied
Was jedoch den Abend geprägt hat, war die Tatsache, dass nach Thai Nguyen scheinbar nicht allzu viele Westler kommen. Das haben Marco und ich daran festgestellt, dass wir permament angestarrt, fotografiert, und bewundert wurden wie groß wir denn seien. Dieses Verhalten haben wir zwar schon machmal in den Kommunen um den Nationalpark erlebt, aber nicht derart viel und vor allem nicht derart penetrant. Wenn man sich irgendwo hingesetzt hat, musste man in der Regel nicht lange warten, bis man ein Grüppchen Vietnamesen um sich hat, die begeistert für Bilder posieren. Gerade bei einem "internationalen Teefestival" hätte ich dieses Verhalten nicht erwartet.
Diese Tatsache veranlasste mich nun erstmals zu dem Gedanken, dass wir ganzen Freiwilligen aus dem einfachen Grund eingeladen wurden, um es überhaupt erst zu einem internationalen Teefestival zu machen, was es ohne Ausländer ja kaum wäre. Trotzdem genoss ich an dem Wochenende einfach mal den guten Service der damit verbunden war.

Am folgenden Tag war volles Programm angesagt. Um 7:00 Uhr gabs nach einer kurzen Nacht Frühstück, dann gings zur Besichtung von Teefeldern, einer Teeverarbeitungsfabrik, und natürlich zum Tee Trinken. Das war teilweise recht interessant, vor allem habe ich jedoch (nicht zum letzten Mal an dem Wochenende) bereut meine Spiegelreflexkamera nicht mitgenommen zu haben, da es tolle Motive gab. So blieben nur Schnappschüsse mit der Digicam:





Die Trocknung von Tee ist relativ aufwendig und erfordert verschiedene
Prozesse, wie das Trocknen im Ofen, sowie durch Schütteln.
Thai Nguyen ist ein inzwischen international bedeutsames Teeanbaugebiet, und liefert angeblich den besten Tee Vietnams; ich kann dies bisher bestätigen.


Gebäude der Thai Minorität
Mittags ging es dann wieder zum Festivalgelände, wo wir viel Zeit hatten uns alles anzugucken; ich habe viel Zeit im kulturellen Teil verbracht, und dort zum Beispiel einen lustigen Tanz kennengelernt bei dem es darum geht über Bambusstäbe zu hopsen, die im Takt zusammengeschlagen werden, sodass man aufpassen muss nicht zu stolpern. War sehr lustig.




Nach einer weiteren Festmahlzeit im Hotel, stand am Abend das Highlight des Wochenendes an, und zwar die Eröffnungszeremonie des Teafestivals. Dabei handelte es sich um ein wirklich aufwendiges Spektakel, mit unglaublich vielen guten Performances verschiedener Darsteller. Eröffnet wurde die Show vom Premierminister Vietnams, der in seiner Rede u.a. die ganzen Heimatländer der Gäste nannte, in denen ich ziemlich gut unsere Delegation wiedererkannte. Nach über zwei Stunden diverser Performances wurde die Zeremonie durch ein sehr langes und spektakuläres Feuerwerk beendet.
Von den Darbietungen war ich zeitweise zutiefst beeindruckt; die gesamte Performance war von einer tiefen Ästethik geprägt; es wurden viele verschiedene Arten von Tänzen dargeboten, von Länderspezifischen Ehrerbietungen, bis zur tänzerisch dargestellten Teeernte.
Man konnte die gesamte Show hindurch den roten Faden "Tee" erkennen.
Teilweise wurde es zwar enorm kitschig, als zum Beispiel eine riesige Teekanne, unterlegt durch eine Art Heiligengesang, die Geste des Eingießens demonstrierte, trotzdem fand ich es nicht minder beeindruckend. Nach der Show hatte ich den Eindruck, dass Tee ein ziemlich heiliges Gut ist, eine Einstellung die ich aber bereitwillig teile. Tee ist schon toll.















Mitarbeiterinnen des Festivals bemühen sich unser Sichtfeld
freizuhalten, was teilweise ziemlich mühsam erschien, Sie habens
aber eiskalt durchgezogen und jeden weggeschickt,
der sich dort hinstellen wollte (sehr viele).
Zusammenfassend hat sich die Entscheidung der Einladung zu folgen durchaus gelohnt. Ich habe sehr viele interessante und nette Leute aus aller Welt in den zwei Tagen kennengelernt, und tolle Gespräche geführt, auch nicht nur über Tee. Unsere Gruppe wurde teilweise wie VIP´s behandelt (siehe Bild links), möglicherweise auch aus dem Grund, damit wir das Festival weiterempfehlen, sodass es beim nächsten mal auch tatsächlich "international" ist. Bei mir hat es gewirkt; ich würde jedem, der die Chance hat und zufällig nächstes Jahr im Teeanbaugebiet
Thai Nguyen ist, empfehlen das Teafestival zu besuchen.

Dienstag, 8. November 2011


Hochzeitsfeierei
Nach einer weiteren Woche in Bach Long war ich die letzten beiden Tage erstmals auf einer vietnamesischen Hochzeit. Geheiratet haben zwei Arbeiter des Parks, und zwar Hien, unsere Ansprechpartnerin für jegliche Dinge, und Chieu, ein sehr lustiger Charakter, der regelmäßig mit uns Fußball spielt. Der Sonntag war eine einzige, große Party, verteilt mal in dem einen Elternhaus mal in dem anderen. Marco und ich sind zunächst in dem Haus von Hien angekommen, um dort ausgiebig zu essen und zu trinken. Außerdem wurden dort die Geschenke für die Braut abgegeben, in der Regel Geld. Nach einer Rede des Vater und des Parkdirektors, haben auch wir unseren Umschlag mit einem Brief und Geld für Hien überreicht, feierlich unter Applaus und Blitzlichtgewitter.
Hien und ich
Während des Essens (es gab viel, und viel Traditionelles) wurde reichlich getrunken, insbesondere da jeder der sich in irgendeiner Art dazu berufen fühlte von Tisch zu Tisch gezogen ist und alle zu einem Pintchen eingeladen hat. Als wir dann zu Chieu rübergefahren sind, gings einigen auch schon eher nicht mehr so gut. Das Haus von Chieu war sehr aufwändig auf viele Gäste ausgelegt, mit Bühne und tierisch lauter Liveband in einem großen Zelt. Dort waren auch schon viele Gäste gut zu Werke gewesen. Wir haben in einem seperaten Raum dann direkt unsere Leute vom Fußball entdeckt, was natürlich zu einer Fortsetzung des Alkoholkonsums führte. Daraufhin entwickelte sich der Abend zu einer gelungenen Party...

 An dieser Stelle beschränke ich mich darauf die Ereignisse des nächsten Morgens zusammenzufassen:










Ein Typ kommt ins Zimmer gestürmt, ich wach auf. 
Blick aufs Handy: 6:15 Uhr. 
Spinnt der?
Der Typ versucht mir klarzumachen dass ich jetzt essen kommen könne.
Mache ihm klar dass ich mein Bett bevorzuge.
Verlässt das Zimmer wieder.
Erster klarer Gedanke: Wo bin ich hier? Wo sind alle anderen?
Erstmal Marco ´ne Sms schicken: Wo bin ich hier? Wo sind alle anderen?
Keine Antwort.
Der Magen fühlt sich nicht gut an. Hätte doch nicht das halbgebrütete Ei probieren sollen.
Erstmal auf Klo.
Betrete in Boxershorts den Flur, schleiche vorbei an einer schlafenden Minderjährigen, richtung Klo.
Sie wacht auf. Ich schleiche schneller.
Klo inuitiv und auf Anhieb gefunden.
Das flaue Gefühl in meinem Magen lädt sich aus.
Ich fühle mich gut und genieße die Ruhe.
Weicht der Erkenntnis das kein Klopapier vorhanden ist.
Muss stattdessen eklige vietnamesische Brause benutzen. Diese ist bereits flüssig braun.
Duschen. Sauberkeit und Wohlempfinden machen sich breit.
Weichen der Erkenntnis das nirgendwo ein Handtuch ist.
Probiere mich zu schütteln.
Immer noch nass. Wie machen das die Hunde?
Schleiche halbnackt und klitschnass zurück ins Zimmer, vorbei an der Minderjährigen.
Probiere mich mit Decke abzutrocknen, nun ist Decke auch nass.
Mummel mich wieder ein und werde langsam wärmer.
Plötzlich, Anruf von Marco.
   "Junge, wo bist du? "
Dumme Frage, dasselbe hatte ich ihn zuvor gefragt.
Vielleicht wüsste Chieu wo ich bin.
Gab Marco die Idee durch.
Wenige Minuten später stürmt Chieu durch meine Tür.
Mach mich schnell fertig. Und auf gehts, zu dritt auf einem Motorbike, zurück zu Chieu´s Haus.
Wer war der Dritte? Auch egal.
Um circa 7 Uhr morgens bin ich also wieder in Chieus Haus, die Party kann losgehen.

Gemeinschaftlich werden Berge von Fleisch und Gemüse
 präpariert.
Die folgenden Stunden verbringen Marco und ich mit Teetrinken. Zunächst habe ich noch versucht etwas Nudelsuppe herunterzubekommen, um mich dann jedoch voll und ganz auf den Tee zu beschränken. Unsere Beschäftigung sah dann so aus, dass wir von Raum zu Raum und von Tisch zu Tisch gezogen sind, beständig die Teetrinkpartner wechselnd. Währenddessen strömten immer mehr Hochzeitsgäste auf das Gelände; die Einladungen waren für 10 Uhr angesetzt. Tanzmusik dröhnte bereits in voller Lautstärke aus den riesigen Bose Lautsprechern. Gegen 10:30 Uhr steht plötzlich ne Menge Essen auf dem Tisch an dem wir gerade unter anderm mit dem Parkdirektor hocken. Und wine. Ich war gerade dabei wieder nüchtern zu werden als schon wieder die ersten Leute fleißig zum Trinken einluden. Wiederspruch wird in der Regel ignoriert. Die einzige Möglichkeit sich zu weigern ist statt des geforderten "100 PERCENT!" nur zu nippen. Was natürlich unhöflich ist. Also effektiv einem aufkommenden Kater entgegenwirken?

Das Essen schmeckt. Kartoffeln, Reis, Gemüse, und diverses Fleisch und diverser Fisch. 
Alles andere ignorier ich heute. 
Der Parkdirektor legt mir ein Ei in meine Schale. 
Nicht schon wieder, den Fehler begeh ich nicht nochmal.
  "Baby Duck. Very goooood."
Lege das Ei dezent aus meiner Schale und fülle sie hastig randvoll mit Reis.
Der Parkdirektor sieht enttäuscht aus.
Lädt mich zum Trinken ein.
Sehe mich genötigt einzuwilligen, leere mein Pintchen, Gänsehaut. Händedruck.
Der Direktor hat nur genippt. Als Direktor hat man das Recht dazu.
Der Bruder von Bräutigam steht am Tisch, Flasche in der einen, Pintchen in der anderen.
Alle Prosten sich zu. 100 PERCENT. Händedruck. Glückliche Gesischter.
Der Onkel der Braut steht am Tisch, Flasche in der einen, Pintchen in der anderen
....
Sänger der Liveband steht am Tisch....
....
....
Wie können die nur so viel von diesem Zeug trinken? 
Der Geschmack ist einfach nur schlimm.
Auf dem Land wird das wohl seit der Geburt eingetrichtert. harhar.
Müdigkeit. Ich leere meine Schüssel Reis und lege mich auf das nächstbeste Bett.
Dort liegen bereits zwei. Ein vierter folgte sogleich.

Nach erstaunlich erholsamen 30 Minuten begann die Hochzeitszeremonie. Während ich mich mit den anderen Gästen (inzwischen um die 200) in dem Zelt einfand, wurde bereits wilde Musik gespielt, die noch wildere Tänzer anlockte...



Anschließend wurde die Eröffnungsrede gehalten. Dann zogen die meisten los, und fuhren der Tradition entsprechend die Braut abholen. Diese wohnte circa 45 Minuten Fahrtzeit entfernt. Dort angekommen wurde Tee getrunken und Bilder von Braut und Bräutigam gemacht. Nach einem kurzen Aufenthalt ging es zurück zum Bräutigam. Dort wurden feierlich Geschenke an das Brautpaar überreicht und viele eintönige Reden gehalten. Dann wieder zurück zum Haus der Braut. Dort wurde noch Karaoke gesungen bis sich die Gesellschaft schließlich langsam auflöste.





Zusammenfassend kann man sagen, dass die Hochzeit selbst eher unspektakulär war, wenn auch an einigen Stellen ziemlich bizarr. Die vorausgehende Party war aber um so besser. Es wurde viel getrunken, wodurch sich bei der Zeremonie eine generelle Gleichgültigkeit einstellte und die vielen scheinbar betont langweiligen Reden, so wie die viele Fahrerei, gut ausgehalten wurden.