21.09: Hier nun endlich der erste Lagebericht! Bin gut in Hanoi angekommen, hab soeben hervorragend gegessen und getrunken; es geht mir also prima. Nach 2 Nächten in Hanoi kann ich außerdem bereits von mir behaupten ein paar Worte vietnamesisch gelernt zu haben, durch halb Hanoi gelaufen zu sein, über Hanois Dächern gewesen zu sein, und traditionelle vietnamesische Kost wie z.B. Hundefleisch gegessen zu haben.
Ankunft
Nach einer tierisch langen und schlafarmen Reise sind wir vorgestern nachmittag in Hanoi gelandet. Erwartet wurden wir zwar nicht von jemandem der vietnamesischen Partnerorganisation SJ Vietnam, aber es wurde ein Vietnamese beauftragt uns abzuholen, dem leider grundlegende Englischkenntnisse fehlten. Er hat uns ohne großen Umschweif ins Taxi gesetzt, dem Fahrer, der ebenfalls ausschließlich Vietnamesisch sprach, die Adresse gesagt hat, und uns klar gemacht wie viel wir zu bezahlen hätten. Soweit so gut, ärgerlich bloß dass der Taxifahrer die Adresse nicht wirklich kannte und uns in einer falschen Straße abgesetzte; die Hausnummer stimmte aber. Da wir die Adresse zu dem Zeitpunkt selber nicht kannten blieb uns zunächst nichts anderes übrig als ihm zu vertrauen und stiegen aus. Ein wenig mulmig wurde uns dann aber schon, nachdem der Taxifahrer weggefahren war, und sich das Haus als eine Art kleiner Tante-Emma Laden herausstellte dessen Besitzer in Anbetracht unserer riesigen Gepäckmengen eher überfordert wirkten. In solchen Momenten wird einem durchaus bewusst, wie hilflos man in einem Land sein kann dessen Sprache man nicht mächtig ist.
Glücklicherweise kam der Taxifahrer schnell wieder zurück und zeigte sich ab sofort sehr hilfsbereit unsere Bleibe zu finden, das heißt wir gurkten einfach erstmal durch die engen Gassen Hanois. Übrigens auch eine aufregende Beschäftigung, aber dazu später mehr. Mit dem Handy des Taxifahrers konnten wir schließlich nach zahlreichen Versuchen jemanden von SJ Vietnam erreichen, der unserem Taxifahrer den Weg beschreiben konnte. Dieser hat uns dann auch sehr entgegenkommend durch ein Gewirr von sehr engen Gassen geführt, nur zugänglich für Fußgänger und Mopeds. Schließlich wies ein kleines Schild mit der Aufschrift "SJ Vietnam" darauf hin dass wir es endlich gefunden hatten.
Erleichterung machte sich breit, wich hingegen schnell der Erkenntnis dass uns auch dort niemand erwartete. Seltsam, dachten wir, brachten unsere Taschen aber einfach schon mal ins unabgeschlossene Haus, und erkundeten Hanoi auf eigene Faust.
Kulturimpressionen
Bürgersteige sucht man auf den meisten Straßen Hanois vergeblich, das heißt wir liefen am Rand der Straße entlang, immerzu bedacht von keinem der allgegenwärtigen und kreuz und quer fahrenden Mopeds erwischt zu werden. Unser Ziel, eine Art See den wir vom Taxi aus gesichtet hatten, erreichten wir sicher, und genossen erstmals die Schönheit Hanois. Das Abendlicht mischte sich stimmungsvoll im Smog der Mopeds mit den Neonbeleuchtungen der Betonplattenbauten am Horizont des Sees. Ständiges Hintergrundgehupe in dessen Takt unzählige Fledermäuse um unsere Köpfe wirbelten unterstrich den Charakter der Stadt.
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Erstes Pho |
Eingelullt vom Charme Hanois wagten wir es erstmals die vietnamesische Küche auszuprobieren, und zwar das berühmte Phở, eine Nudelsuppe die es in jeglichen Kombinationen gibt. Angekommen an einem Straßenstand mit Plastiktischen und winzigen Stühlen der eben dieses Gericht anbot, versuchte ich mich an der vietnamesischen Aussprache. Ich besann mich auf die Beschreibung des Vokals ở des "Vietnamesisch für Anfänger", schob den Unterkiefer weit vor, darauf bedacht einen Stöhnlaut in der Kehlregion hervorbringen zu können, wählte die Richtige Tonlage (fallend-steigend) und würgte ein "Phở" hervor. Und tatsächlich, er verstand. Was für ein Erfolgserlebnis.
Akklimatisierung
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Hundefleisch, man beachte den Schädel unten links. |
Bei unserer Rückkehr zu dem Freiwilligenhaus erwartete uns bereits einer der beiden long-term volunteer Koordinatoren, sehr bemüht sich dafür zu entschuldigen dass er uns nicht direkt empfangen konnte. Sehr netter und lustiger Typ übrigens, von allen Meo genannt da sein Gesicht einer Katze ähnelt. Die erste Nacht schlief ich zwar kurz, aber erstaunlich gut, wenn auch jäh unterbrochen durch das plötzliche Krähen dutzender Hähne aus der Nachbarschaft.
An unserem ersten Tag sind wir unter anderem zum Markt gegangen, um für das traditionelle vietnamesische Abendessen einzukaufen, unter anderem Hundefleisch.
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Straßenüberquerungen sind ein Highlight. Das Geheimnis hierbei: Lagsam rüber gehen,
am besten ohne zu gucken, und ganz entscheidend: man darf bei der ganzen Huperei nicht
zurückschrecken, dann erwischen einen die ausweichenden Mopeds auch nicht. |
Im Laufe des Tages sind einige weitere internationale Freiwillige eingetroffen, die von dem Freiwilligenhaus in die unterschiedlichen Projekte verteilt werden. Unter anderem trafen die beiden bereits bekannten Deutschen Amrei und Anh ein, die ja auch über Kolping entsendet wurden. Inzwischen sind wir 20 Leute in dem Haus, davon 3 Leiter und 15 Freiwillige, verteilt in 3 Zimmer.
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Vietnamesisches Abendessen mit anderen Freiwilligen |
Abends haben wir dann Vietnamesisch-Unterricht bekommen, natürlich nur die simpelsten Ausdrücke, sowie nützlichen Slang. Daraufhin haben wir im großen Kreis viele verschiedenen vietnamesische Kostbarkeiten verzehrt, unter anderem frittiertes Tofu, das erstaunlich gut schmeckt, Frühlingsrollen, Wasserspinat und verschiedene Fleisch-und Gemüse-Pfannen. Ich kann die vietnamesische Küche an dieser Stelle nur loben, wobei ich das hier sehr hochgelobte Hundefleisch eher zu weniger leckeren Sachen zählen würde. Das Fleisch war sehr zäh und sehnig, was jedoch an der Qualität oder der Zubereitung liegen könnte. Der Geschmack erinnert in etwa an Geflügel-Gyros, wobei ein eigener Hundegeschmack natürlich zu erkennen ist.
Nach dem Essen herrschte angeregter Kulturausstausch; eine japanische Freiwillige hat zum Beispiel eine sehr interessante Tanzperformance hingelegt, wovon ich auch ein Video habe.
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Fahrradwerkstatt |
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Hochzeitsshooting am Roten Fluss.
Man beachte den Müll. |
Heute war ich dann mit den anderen Langzeitfreiwilligen also mit Marco, Amrei, Anh, und zwei Französinnen, sowie mit zwei Leitern von morgens früh bis abends spät auf den Beinen. Wir haben zwei verschiedene Waisenhaus-Projekte besucht, das Museum für ethnische Minderheiten, einen insbesondere bei Hochzeitspaaren beliebten Strand am Roten Fluss, und wir waren sehr lecker essen, in einem Straßenabschnitt der eher schäbig wirkte und von Karaoke beherrscht wurde.
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Äußerst anregende Skulptur im Museum
für ethnische Minderheiten |
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Restaurant mit ausgezeichneter Cuisine |
Daraufhin haben wir noch einen Cocktail in einer Skybar getrunken, in einem der besten Hotels Hanois mit Blick über die ganze Stadt. Dieses Highlight war gleichzeitig der Abschied von Hanoi, da wir bereits morgen in unsere jeweiligen Projekte gebracht werden.
Da es morgen früh schon gegen 5 Uhr losgeht und es hier nun doch schon kurz nach 2 ist versuch ich jetzt lieber nochmal ne Mütze Schlaf zu bekommen. Bilder füge ich dann morgen hinzu wenn wir in unserem Projekt sind, vorausgesetzt ich finde Zeit und Wifi ;-)
Das Wetter ist übrigens gut. Sehr sehr hohe Luftfeuchtigkeit, Nachts Gewitter, und knapp 30 Grad, man gewöhnt sich aber schnell dran.