Willkommen!

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Dies ist mein Blog auf dem ich von nun an von meinen Erfahrungen aus Vietnam berichte. Enjoy!

Mittwoch, 21. Dezember 2011

 Lagebericht
Da ich lange nichts mehr von mir hab hören lassen, hier ein kurzer Bericht der Lage!

Wetter ist in Ordnung. Winter halt. Bin momentan allein im Nationalpark; Marco unterrichtet diese Woche in Bach Long (siehe Eintrag vom 02.12.) nächstes Mal bin ich wieder dran. Die Gastamilie möchte nicht mehr als eine Personen gleichzeitig aufnehmen, verständlicherweise. Ich habe momentan im Nationalpark recht wenig zu tun. Lese viel. Und trinke viel Tee.

Habe neue Samba aus Deutschland bekommen, sodass ich endlich wieder Fußball spielen kann, ohne dass meine Zehen aus diversen Löchern austreten. Schuhe in meiner Größe habe ich auch in Hanoi nicht gefunden.

Vorletztes Wochenende habe ich eine (gebrauchte) E-Gitarre in Hanoi gekauft. Wieder zurück im Nationalpark sind prompt 2 Saiten gerissen. Hatte dem Verkäufer noch gesagt, dass ich noch neue Saiten bräuchte, hat er bestritten. Werde aber über Weihnachten wieder nach Hanoi, und dann neue Saiten kaufen, um endlich Rockstar zu werden.

Ansonsten das Übliche. Unterrichten, Fußball, Karaokebars, und viel Reis.

 Pù Mát 



Vorige Woche hingegen haben Marco und ich, gemeisam mit unserem Parkdirektor (und einem Fahrer), der wichtigsten Nationalpark-Konferenz des Jahres beigewohnt. Nach zehn-stündiger Autofahrt haben wir 2 Nächte im Pù Mát Nationalpark verbracht, in dem sich die Direktoren aller Nationalparks Vietnams getroffen haben. Gefördert und gesponsert wurde das Treffen vom GIZ, sodass auch eine Deutsche Vertreterin anwesend war.




Wieder einmal hat sich bewiesen, dass Konferenzen in Vietnam prinzipiell langweilig sind (meine Vierte inzwischen). Nach zwei Stunden Rumgehocke haben Marco und ich das Weite gesucht. Unser Fahrer hat es uns gleich getan. Gemeinsam sind wir durch den Nationalpark gecruist, haben dabei einen tollen Wasserfall entdeckt, sowie ein ursprüngliches Dorf, die Häuser gebaut auf Stelzen.




Zurück auf dem Parkgelände sind Marco und ich noch einige Zeit herumgeschlendert, und sind dem Mysterium der verschwundenen Klos auf die Spur gegangen, siehe Bilderreihe:

Herrenklo
Leer.

Damenklo
Auch leer!



....


Und ca 500m weiter dann das!



Nach sechs Stunden (!) war die Konferenz dann auch zu Ende. Daraufhin wurde der Abschluss der Zusammenkunft gefeiert. Daran haben wir natürlich wieder bereitwillig teilgenommen. Nach einem Festmahl mit edelem Vodka (kein abartiger Reis-Wein!) wurde jeder Nationalpark durch eine Bühnen-Darbietung vertreten. Da weder Marco noch meine Wenigkeit einen Song auswendig konnten (außer "Ich geh´mit meiner Laterne", das in den meisten Karaokebars angeboten wird), geschweige denn bühnentauglich vortragen könnten, hat sich unser Direktor schnell bereit erklärt zu singen.




 Ob es an dem ganzen Alkohol lag den er bereits intus hatte (denn er erfreut sich bei vielen Parkdirektoren großer Beliebtheit, wurde folglich oft zum Trinken eingeladen) oder an seinem lustigen Charakter, jedenfalls war seine Performance fernsehreif. Er hat den gewieften Schachzug getätigt, die Moderatorin der Show auf die Bühne zu bitten um mit ihr gemeinsam einen Song zu singen, demzufolge hatte er das Publikum auf seiner Seite und er selber musste nur ein halbes Lied singen, wie raffiniert!





Anschließend habe ich ein weiteres vietnamesisches Trinkritual kennengelernt (das hier). Große, mit Reis und Kräutern befüllte Kannen wurden mit einem starken, süßlichen, alkoholischen Getränk bis zum Rand gefüllt. Anschließend wurde mit mehreren Leuten durch Bambusstrohhalme daraus getrunken, während konstant weiterer Alkohol dazugeschüttet wurde. Ziel dabei ist, dass die Kanne nicht überläuft, bis alles reingegossen wurde.

Ziemlich abgefüllt, wurde dann klischeehaft ums Lagerfeuer getanzt.

Sonntag, 4. Dezember 2011

Hochzeit 2.0
Ich habe heute und gestern einer weiteren vietnamesischen Hochzeit beigewohnt. Ich fand es schon fast erschreckend wie deckungsgleich der Verlauf, aber auch die restliche Gestaltung, zu der ersten Hochzeit war. Schnell zusammengefasst: Am Samstag wurde im Haus des Bräutigams gefeiert und am Sonntag die Braut von ihrem Haus gemeinschaftlich abgeholt, um dann im Haus des Bräutigams die Eheschließung einzugehen; zwischendurch viel hin her, viel Essen, viel Karaoke. Der Unterschied war die Tatsache dass Marco und ich einer Delegation von sieben "Trauzeugen" angehörten, und am Samstag nachmittag (vor der Party) die ehrenwerte Aufgabe hatten die Geschenke an die Braut und ihre sieben "Trauzeugen" zu überreichen. Das war eine sehr zeremonielle Geste und ich fands interessant das mal mitzuerleben.

Ein weiterer (sehr entscheidender) Unterschied war außerdem die Tatsache, dass Marco und ich am Samstag abend an einem abgelegenen Tisch saßen, wo kaum getrunken wurde; generell kam diesmal kaum Stimmung auf und ich weiß nicht ob das mit dem wenigen Alkohol zu tun hat der getrunken wurde.

 Umso mehr wurde dann aber beim heutigen Festessen und danach getrunken...ab 10 Uhr morgens! Ich versteh die vietnamesischen Trinkgewohnheiten nicht.


So, hier die Bilder:


Delegation mit Bräutigam vor den Geschenken, mit denen wir zum Haus der
Braut gefahren sind.
Dort wurden dann die Geschenke den Damen überreicht. Während der
Übergabe hat man außerdem "heimlich" Umschläge ausgetauscht, und wenn
 in beiden gleich viel Geld drin war, dann war das ein gutes Zeichen oder so ;)

Das Traditionelle Gewand heißt Ao Dai.


Abends, zusammen mit Braut und Bräutigam.

Und die Band, die am nächsten Tag für Karaokeunterstützung
gesorgt hat.

Akt der Vermählung.

Gemeinsam mit der Fußballmanschaft "FC Co Thia", was soviel
heißt wie FC Schwarzgesichtslöffler (Logo des Nationalparks)
Und Geschenkübergabe im Namen von eben diesem.

Freitag, 2. Dezember 2011

Winterankunft
Heute war einfach nur perfektes Wetter. Nachdem sich in den letzten Tagen der vietnamesische Winter mit monsunartigen Regenfällen und ungemütlichen Winden angemeldet hat, war heute plötzlich ein Tag Pause. Die Sonne schien als hätte sie vom Wintereinzug nichts mitbekommen, die Wolken hatten sich verzogen, und was blieb war eine herrlich klare, kühle Luft. Da kommt spätestens beim Fußballspiel gute Laune auf und lässt einen alle Sorgen vergessen.


Noch bis vor wenigen Tagen hingegen war die Luft erfüllt von dickem Rauch und einem beißenden Geruch, ausgelöst durch die allgegenwärtig schwelenden Heuhaufen, Überbleibsel der Reisernte. Die Reisernte war sehr plötzlich gekommen, und bereits nach wenigen Tagen wieder beendet. Nach Wiederankunft im Nationalpark (vom Teafestival) waren plötzlich gigantische Felder vollkommen abgemäht, und an den Straßen stapelten sich riesige Berge von Reisähren.

Diese wurde dann mit großen Gerätschaften bearbeitet, um den Reis von dem Rest zu trennen. Diese Arbeit konnte dann schon mal für eine Weile die Straße blockieren. Dann musste man halt mal eine Pause einlegen, und warten bis die Arbeit fertig war...



  Anschließend wurde das Stroh auf den Feldern verbrannt. Was blieb war die äußerst schlechte Luft. Die Sonne schien schon wesentlich eher unterzugehen, da der Horizont durch die dichte Rauchdecke um ein gutes Stück nach oben verschoben zu sein schien, was die Stimmung (zumindest bei mir) drückte. 

Insofern war der plötzlich einsetzende, alles überflutende Regen, eine willkommene Ablösung.

Wie gesagt, heute hat es dann aufgehört zu regnen und die Luft ist einfach nur toll. Bei gefühlten 12 Grad werden nun überall die Winterklamotten herausgekramt, und sich bereits dick eingepackt; sollte der Winter hier so bleiben wäre ich damit sehr zufrieden.


Lehrerdasein
Die letzten drei Wochen habe ich größtenteils mit Unterrichten in Bach Long (siehe Blogeintrag vom 31.10) verbracht. Ich bin jede dieser drei Wochen ungefähr fünf Tage in Bach Long geblieben, wobei beim letzten Mal auch Marco mitgekommen ist, sodass wir uns in Zukunft auch mal abwechseln können. Am Wochenende bin ich jeweils in den Nationalpark zurückgekehrt, so auch heute. Nach Bach Long bin ich ursprünglich gekommen um dort zwei verschiedene 10. Klassen (jeweils im Schnitt ca 20 Schüler) zu unterrichten. Da dieser Unterricht jedoch nur an manchen Tagen stattfinden kann, hat sich schnell ein täglicher "Nachhilfeunterricht" etabliert, der jeden Abend im Haus der Gastfamilie stattfindet, in dem ich untergebracht bin. An diesem Unterricht haben beim ersten Mal 5 Schüler teilgenommen, aber schon innerhalb weniger Tage wurden es immer mehr, sodass im Dachgeschoss eine Art Mini-Klassenraum mit einer Tafel eingerichtet worden ist, in dem ich jeden Abend von 5 bis 7 Uhr unterrichte (vorausgesetzt ich befinde mich in Bach Long).
Überrascht war ich als an einem dieser Abende 25(!) Schüler kamen, die sich dann alle in diesen winzigen Raum quetschen mussten. Die Ironie dabei war, dass am selben Tag zu dem eigentlichen Unterricht am vormittag nur knapp über 10 Leute kamen.
Dass mal mehr und mal weniger Schüler kommen, ist eins meiner Hauptprobleme einen effektiven Englischunterricht zu gestalten. Diese Tatsache, dass immer andere Schüler anwesend sind, macht es sehr schwierig eine ganze Unterrichtseinheit zu planen, bei der auf vorige Stunden aufgebaut werden kann. (Gleiches gilt übrigens auch für den Unterricht mit dem Staff.) Außerdem kommen Schüler ganz verschiedenen Alters: von Klasse 7 bis Klasse 12 ist alles dabei. Ein weiteres Problem ist die Sprech- und Schreibfaulheit der Schüler. Da sie zumindest am Abendunterricht freiwillig teilnehmen, ist die Bereitschaft sich selbst zu betätigen eher gering, und erwarten stattdessen durch 2 Stunden Frontalunterricht Englisch beigebracht zu bekommen, was natürlich unrealistisch ist.
Trotz allem bin ich optimistisch, zumindest in gewissem Maße weiterhelfen zu können. Im Mittel kommen so circa 10-15 Schüler, wobei zwei davon ja meine Gastgeschwister sind und es gibt einen festen Kern von Schülern die fast jedes Mal kommen und motiviert sind, worauf man gut aufbauen kann.

Ein paar Schüler haben mir an einem gewissen vietnamesischen Feiertag auch eine besondere Freude bereitet. Sie haben mir Kuchen gebacken und alle möglichen Snacks, sowie einen Plastikblumenstrauß und eine Dankeskarte mitgebracht. Aus den gebackenen Kuchenstückchen, die alle einen Buchstaben darstellten, sollte ich sinnvolle Wörter bilden. Nach einigem Knobeln bin ich auch darauf gekommen: "Happy Teachers Day!" Ein echt netter Feiertag, wie ich finde. Zumindest sobald man selber Lehrer ist. Den restlichen Unterricht haben wir dann mit so lustigen Spielen wie blinde Kuh verbracht, zu dem ich mich dann auch hab breitsschlagen lassen, und haben Karten gespielt, was mir dann eher entsprach.